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Erste schafft Klassenerhalt
In einer bis zum Ende hochspannenden Begegnung… nee, Moment, so fing schon der Bericht vom vorigen Spiel an, und das Ding heute war noch um einiges fesselnder. Also noch mal…
In einer stets knappen und an Spannung (und Dauer) kaum zu überbietenden Begegnung schlug die SG Turm Rietberg in der heimischen Südtorschule am 4. Spieltag der Regionalliga Blauer Springer Paderborn mit 4,5:3,5. Die Sieg bringende Partie dauerte sage und schreibe 6 ¾ Stunden (neuer Vereinsrekord?). Damit war um Punkt 16:48 Uhr zwar ein herrlich sonniger Sonntag so gut wie vorbei, dafür hat die Erste vorzeitig den Klassenerhalt gesichert.
Dabei standen die Vorzeichen eher schlecht, denn die Gastgeber mussten auf zwei Stammkräfte verzichten, das 5. Brett sogar freilassen und lagen so gleich mit 0:1 im Hintertreffen. Allerdings reisten im Gegenzug die Paderborner ohne drei ihrer vier vorderen Bretter an.
Doch nun zu den Partien: Herbert Langhorst (8) glich früh mit seinem Sieg zum 1:1 aus. Erst zwang er mit einer weißen Schwerfiguren-Batterie auf der a-Linie die Armee des Gegners an den Rand der Bewegungslosigkeit, dann knackte er zu seinen Gunsten das Zentrum, erhielt grandiose Felder für seinen Springer, und als der Paderborner in seiner Not anfing, am Königsflügel zu agieren, wechselten die agileren Rietberger Figuren rasch den Flügel und erlegten den nunmehr entblößten schwarzen König.
Nachdem Sven Behler (Brett 3) in gedrückter Stellung das Remisangebot seines Gegners angenommen hatte, erhöhte Joel Kollenberg (7) auf 2,5:1,5. Gegen den soliden Aufbau seiner Gegnerin baute er sich mustergültig auf und schaffte schließlich den Durchbruch im Zentrum, was ihm einen entscheidenden, weil lauffreudigen Freibauern auf der d-Linie einbrachte.
Den neuerlichen Ausgleich musste das Turm-Team an Brett 4 hinnehmen. Dabei stand David Austermeier nach Eröffnung absolut passabel. Und warum sein Gegner nach dem 12. Zug nur noch 20 Minuten auf der Uhr hatte blieb rätselhaft. Doch dann stellte David einen Bauern ein, und trotz der wenigen Zeit auf der Uhr konnte der Paderborner einen Zentrumsbauern (auch hier auf der d-Linie) entscheidend bis vor die feindliche Grundlinie bringen. 2,5:2,5.
Dann ging Rietberg erneut in Führung. Julius Austermann (6) lieferte sich mit seinem Gegenüber ein taktisch durchaus aufgeladenes Gefecht. Die Entscheidung fiel, als der Paderborner einen Angriff auf seinen eigenen Turm mit einer Mattdrohung konterte. Das für Rietberg erfreuliche Problem war nur, dass sich ein an der Mattkombination beteiligter Läufer zwei Züge später erzwungen in ein Schachgebot auf der anderen Brettseite werfen musste – und der Turm dann einfach weg war. 3,5:2,5.
Jetzt fehlte nach Adam Riese noch ein Remis zum Mannschafts-Unentschieden und ein Sieg (oder zweites Remis) zum Gesamtsieg. Aber das war leichter gesagt als getan.
Cedric Kollenberg (1) stand schon nach der Eröffnung ungewohnt passiv und geriet weiter heftig unter Druck. Schließlich fand er sich in einem Turm-Endspiel zuzüglich ungleicher Läufer und Minusbauern wieder. Zudem war sein König vom gegnerischen Turm auf der Grundlinie gefangen gehalten. Das sah nicht gut aus. Aber mit Geduld und Finesse schaffte es Cedric, die Stellung verteidigungsfähig zu halten. Und als ihm dann noch der Tausch der Türme gelang, war der Paderborner Mehrbauer wertlos. 4:3!
Aber jetzt ging der Spaß erst richtig los. Oliver Flöttmann (2) hatte eine zweischneidige Gambit-Eröffnung gut pariert und konnte sich mit ein, zwischenzeitlich zwei Mehrbauern glänzender Aussichten rühmen. Doch das Rechnen hatte viel Zeit gekostet, und im Sprint zum 40. Zug kippte die Stellung. Als die Paderborner Figuren bedrohlich vor dem Rietberger König aufmarschierten, opferte Oliver eine Qualität. Nach der Zeitkontrolle hieß es: Freibauer auf a3 und 2:1-Bauernmehrheit auf dem Königsflügel – aber eben Turm und Springer versus Läufer und Springer gegen sich. Was nun folgte, war eine schier ewige Stellungskneterei beider Seiten mit wechselseitigen Drohungen über die folgenden rund drei Stunden – der 30-Sekunden-Aufschlag pro Zug als Fluch und Segen zugleich. Das Zuschauen und Abwarten war schon anstrengend genug, mit den Spielern am Brett tauschen wollte zumindest der Kiebitz, der diese Zeilen schreibt, keinesfalls. Kurz vor Ende der Partie schaffte der Gästespieler dann durch Abtausch ein Endspiel mit K-S-B (Rietberg) gegen K-S (Paderborn), das für ihn das Remis sicherte: nach dem 107. Zug und um – wie eingangs erwähnt – 16:48 Uhr.
Das letzte Saison-Spiel bei Tabellenführer BSK 2 am 13. März kann Rietberg nun relativ entspannt angehen. Und wer weiß, was da noch geht...
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